Chasing Kurt
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Die Vorab-Single von Chasing Kurt setzt schonmal eine kräftige Geschmacksnote des warmen, samtweichen Mixes aus House Music mit souligen Pop-Elementen, der uns auf dem gleichnamigen Album “From The Inside” erwarten wird. Es ist eine Formel, die bereits die Aufmerksamkeit von Deep House Pionieren wie Maya Jane Coles auf sich zog. Sie verwendete 2012 einen Track des Trios für Ihre Ausgabe der legendären DJ-Kicks Mixplatten.

Aber Chasing Kurt reiten nicht einfach auf Wellen mit, sie machen es sich in ihrer ganz eigenen Nische bequem. Die Suche nach passenden Begrifflichkeiten und Schubladen für ihren Sound erübrigt sich spätestens dann, wenn man mal eine Note aus dem Goldkehlchen von Sänger Lukas Poloczek vernommen hat. Die EP kommt mit Remixen von Suol-Dauerbrenner Till Von Sein, der wieder mal mit Tigerskin die Köpfe zusammen steckte. Heraus kam ein sehr kraftvoller Remix, während die Version von Daniel Bortz eher gefühlvoll und schlendernd daher kommt.

Chasing Kurt, das sind Pascal Blanché, Wojtek Kutschke und Lukas Poloczek: zwei langjährige Deep-House-Fans und ein einzelgängerischer Funk-n-Soul-Typ, den sie unterwegs aufgabelten. Alles begann in einer schicksalhaften Nacht. Wie die meisten zufälligen Rendezvous unserer Zeit geschah es in einer Bar: DJ legt bis tief in die Nacht auf und Barkeeper mixt, was das Zeug hält. Als für beide das Ende ihrer Schicht naht, wagt Barkeeper ein paar Gesangseinlagen. Das fällt DJ auf. Er lädt Barkeeper zu einer Jam-Session ein, im bescheidenen Studio eines Dritten. Barkeeper ist hocherfreut. House ist eigentlich nicht so sein Ding, aber er tritt seit Jahren auf und jammt, und so sagt er sofort zu.

Das Ergebnis ist „Daydream“, eine sanfte und doch satte, glutvolle kleine Ballade – die dabei so gut ist, dass für ihre Veröffentlichung ein brandneues Label gegründet wird. Endlich haben Wojtek und Pascal in Lukas’ lyrischer Note das Bindeglied gefunden, das ihnen noch gefehlt hatte. Eine ergreifende dritte Dimension und der unschätzbare menschliche Touch, der künftig dem aufkeimenden Chasing-Kurt-Project Farbe gibt – in weiteren Releases wie „Money“ (Original Mix featured in Maya Jane Coles DJ-Kicks-Mix) und „Into The City“ sowie einem zweiten Outing auf Carry On mit dem Titel „In the Air“ und der diesjährigen Single „One Day“. Innerhalb kürzester Zeit hat das Trio mit Riesenschritten sein ganz eigenes Dance-Podest erklommen und hinterlässt dabei warme, wogende, samtige Spuren, gesättigt mit Lukas’ seelenvollen Klängen, die Chasing Kurt wohltuend von blasseren Zeitgenossen abheben.

„From The Inside“ ist ihr Debütalbum und ihr erstes Release beim Berliner Label Suol, das die Frühlings- und Sommerbilder der Band rechtzeitig zum Ende der dunklen Jahreszeit herausbringt. Schleppende Beats und verschleierte Dancefloor-Rhythmen, wunderbar gepaart mit verführerischen Legenden von verlorenen Lieben und gewonnenen Schlachten, von Regen und Bögen, Kummer und Sorgen, erzählt mit der Aufrichtigkeit brennender Erinnerungen. Von erhebenden Momenten wie „Shine On Me“ und chilligen Ruhephasen wie in „Running Searching“ bis hin zum schmerzhaft entblößten „This Is My Religion“ und dem düsteren „Take Me Home“ durchschreitet „From The Inside“ die gesamte Skala der Gefühle mit unvergleichlicher Gelassenheit und gleicht einfühlsam Leichtsinn mit leichten, funkelnden und tanzbaren Schattierungen aus zu einer runden, sorglosen Dance-Platte und einem alles umhüllenden Hörerlebnis.

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